
Kommunikation ist der Schlüssel zu einem harmonischen Miteinander – das gilt in der Kita genauso wie überall sonst im Leben. Doch zwischen "Hör auf damit!" und "Jetzt reicht’s aber!" liegt eine Welt der gewaltfreien Kommunikation (GFK), die euch helfen kann, Konflikte gelassener zu meistern und Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung zu unterstützen.
Was bedeutet gewaltfreie Kommunikation?
Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg basiert auf vier Schlüsselkomponenten:
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Beobachtung (Was passiert tatsächlich?)
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Gefühle (Was empfinde ich?)
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Bedürfnisse (Welches unerfüllte Bedürfnis steckt dahinter?)
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Bitte (Was wünsche ich mir konkret?)
Diese Struktur hilft dabei, Gespräche auf eine klare, nicht verletzende Weise zu führen und gleichzeitig die Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen.
Marshall Rosenberg und die GFK
Marshall B. Rosenberg, ein amerikanischer Psychologe, entwickelte die gewaltfreie Kommunikation als eine Methode, um Konflikte friedlich zu lösen und echte zwischenmenschliche Verbindungen zu fördern. Seine Vision war eine Welt, in der Menschen lernen, ihre Bedürfnisse auszudrücken, ohne andere anzugreifen oder zu verletzen. Der berühmte Vergleich zwischen "Wolfssprache" (bewertend, vorwurfsvoll) und "Giraffensprache" (empathisch, verbindend) zeigt, wie entscheidend unsere Wortwahl für das Miteinander ist – besonders in der Kita!
Was GFK nicht ist – und typische Vorurteile
Oft wird gewaltfreie Kommunikation missverstanden. Manche denken, sie sei einfach nur "nett sein" oder "alles durchgehen lassen" – aber das stimmt nicht! Hier sind einige häufige Irrtümer:
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GFK bedeutet nicht, dass man nie Nein sagt. Grenzen setzen ist ein wichtiger Teil der Kommunikation.
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GFK heißt nicht, dass Kinder immer bekommen, was sie wollen. Es geht darum, Bedürfnisse ernst zu nehmen und nach Lösungen zu suchen, die für alle funktionieren.
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GFK ist keine Manipulationstaktik. Es geht nicht darum, Kinder in eine gewünschte Richtung zu steuern, sondern um echte Verbindung.
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GFK bedeutet nicht, dass Konflikte verschwinden. Konflikte gehören zum Leben, aber mit GFK können wir sie respektvoll lösen.
Praxisbeispiele aus dem Kita-Alltag
1. Der Streit um die Bausteine
Leo und Mia sitzen in der Bauecke und plötzlich gibt es lautes Geschrei: "Gib mir das! Das hatte ich zuerst!" Und schwupps – fliegt der Turm um. Eure erste Reaktion wäre vielleicht: "Hört auf zu streiten!" Aber wie wäre es stattdessen mit gewaltfreier Kommunikation?
GFK-Ansatz:
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Beobachtung: "Ich sehe, dass ihr beide den gleichen Baustein haben wollt."
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Gefühl: "Ihr seid gerade richtig verärgert, oder?" (Kinder lernen, ihre Gefühle zu benennen)
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Bedürfnis: "Ihr möchtet beide bauen und dabei eure eigenen Ideen umsetzen."
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Bitte: "Wie könntet ihr eine Lösung finden, bei der ihr beide zufrieden seid? Wollen wir den Baustein abwechselnd benutzen oder eine neue Regel vereinbaren?"
Das Ergebnis? Die Kinder fühlen sich verstanden, lernen Konflikte eigenständig zu lösen, und ihr als Fachkraft müsst nicht als Schiedsrichter*in agieren.

2. "Ich will nicht aufräumen!"
Die Spielzeit ist vorbei, aber Emma und Paul haben absolut keine Lust, ihre Bauwerke einzupacken. Statt einem frustrierten "Jetzt räumt endlich auf!" könnt ihr es mal so versuchen:
GFK-Ansatz:
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Beobachtung: "Ich sehe, dass ihr noch mitten im Spiel seid."
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Gefühl: "Ich kann verstehen, dass es schwer ist, jetzt aufzuhören, wenn ihr so viel Spaß habt."
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Bedürfnis: "Ihr möchtet euer Bauwerk gerne weiterbauen und nicht sofort alles abbauen."
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Bitte: "Wie wäre es, wenn ihr euer Bauwerk fotografiert, damit ihr morgen weiterbauen könnt? Danach räumen wir gemeinsam auf."
Hier wird die Perspektive des Kindes berücksichtigt, aber trotzdem eine Lösung gefunden, die den Bedürfnissen aller gerecht wird.
3. "Ich werfe meine Spielsachen durch den Raum!"
Ben hat gerade seine Bausteine durch die Gegend gepfeffert – und dabei beinahe ein anderes Kind getroffen. "Ben! Hör auf damit!" wäre eine typische Reaktion, aber wie könnte es mit GFK klingen?
GFK-Ansatz:
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Beobachtung: "Ich sehe, dass du die Bausteine durch den Raum wirfst."
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Gefühl: "Ich bin besorgt, weil ich möchte, dass hier alle sicher spielen können."
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Bedürfnis: "Mir ist wichtig, dass wir aufeinander achten und niemandem weh tun."
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Bitte: "Kannst du die Bausteine stattdessen in die Kiste legen und eine andere Möglichkeit finden, deine Energie rauszulassen?"
So fühlt sich Ben nicht bloßgestellt, sondern bekommt eine alternative Strategie, um sein Bedürfnis nach Bewegung oder Ausdruck zu erfüllen.

Warum ist gewaltfreie Kommunikation so wichtig?
Gewaltfreie Kommunikation fördert nicht nur die sprachliche Entwicklung der Kinder, sondern stärkt auch ihr Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Empathie. Statt sich in Machtkämpfe zu verstricken, lernen Kinder, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen und auf eine respektvolle Weise auszudrücken.
Also, ihr Lieben, übt euch in der Sprache der Giraffen und lasst den inneren Wolf (zumindest meistens) zuhause! Falls ihr noch mehr praktische Tipps zur gewaltfreien Kommunikation in der Kita wollt – schaut doch mal in unsere Online-Fortbildung "Wertschätzende Kommunikation mit Eltern und Kindern". Dort gibt’s noch mehr Giraffen-Power für euren Kita-Alltag! 🦒💡
Liebe Grüße aus der EDULEO Akademie 🤗
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