Wie gestalte ich eine angenehme Lernatmosphäre?

Lernatmosphäre

Jeder Mensch, jedes Kind ist individuell und lernt demnach auch individuell. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die sich in jedem Lernen zeigen. Eine Gemeinsamkeit ist beispielsweise der Effekt einer positiven und angenehmen Lernatmosphäre.  

 

Die räumlichen Bedingungen: Mit der Lernatmosphäre sind natürlich auch die räumlichen Bedingungen gemeint. Wichtig ist hier zunächst einmal der Platz. Kinder sollten einen festen Ort zum Lernen, wie einen Schreibtisch haben, an dem sie sich konzentriert zurückziehen und in angenehmer Haltung arbeiten können. Darüber hinaus sollte der Stuhl für Kinder geeignet sein, um Rückenbelastungen nach langem Sitzen vorzubeugen. Hinzu kommen dann noch Utensilien zum Schreiben, genügend frische Luft und Licht. 

 

Zeit und Raum zum Lernen: Die Lernatmosphäre wird aber auch durch weitere Faktoren geprägt. Die Zeit ist mindestens so entscheidend wie der Raum. Kinder sollten, gerade bei Hausaufgaben oder dem Lernen, niemals an Zeitdruck oder Hektik gewöhnt werden. Es passiert dann sehr schnell, dass Kinder diese Gegebenheit verinnerlichen und absichtlich oder unabsichtlich weiterführen. Nur, wenn genügend Zeit eingeplant ist, kann auch Konzentration und dementsprechend ein Lerneffekt entstehen. Kinder lernen über Wiederholungen. Sie lernen durch das mehrmalige Anschauen von Wörtern, durch das Überdenken des Ergebnisses bei einer Matheaufgabe oder durch das eigene Hinterfragen in Bezug auf die Rechtschreibung. Diese Zeit sollten wir den Kindern schaffen und geben.

 

Das wohl wichtigste Kriterium bei der Lernatmosphäre ist die Interaktion. Begegnet man den Kindern gerade dann auf Augenhöhe, mit dem gleichen Respekt und mit Wohlwollen, gestaltet sich das Lernen einfach anders. 

 

Kleine Hilfen für eine angenehme Lernatmosphäre

  • Druck rausnehmen. Wird zu Beginn des Lernens Druck aufgebaut, indem eine gewisse Anzahl von Aufgaben erledigt werden muss, verfliegt der Spaß, der durchaus aufkommen kann, sofort.  
  • Perspektivwechsel. Wie lief meine Schulzeit ab? Was würde ich mir beim gemeinsamen Lernen wünschen? Wie geht es mir dabei, wenn ich so viele Arbeiten erledigen muss? Hätte ich eventuell etwas Angst vor der ersten Klassenarbeit?
  • Lob bewirkt Wunder. Im Alltag kommt es manchmal vor, dass wir mehr kritisieren als loben. Es gibt immer Gründe zum Loben. Auch wenn nicht alles auf Anhieb "richtig" gemacht wird: Der Weg ist das Ziel.
  • Augenhöhe. Begegnen wir den Kindern auf Augenhöhe, können wir auch von ihnen anders wahrgenommen werden – auch zukünftig. Nicht als nervige Kontrolleure, sondern als Partner.
  • Abwechslung. Neue Aufgaben können mitunter auch sehr anstrengend und viel werden. Durch Abwechslung, Spontanität und Kreativität können Aufgaben aufgelockert werden. Bewegungsspiele zwischendurch, Aufgaben in den Alltag einbeziehen oder die Kinder Lehrer spielen lassen. Viele Möglichkeiten erleichtern das Lernen ungemein.
Hausaufgaben Grundschule

Ebenso wichtig, wie die Atmosphäre ist aber auch die Lernumgebung, die Sie für Ihr Kind schaffen können. Es ist wichtig auf bestimmte Merkmale zu achten und Regeln für das Lernen einzuführen. 

 

Das kann bedeuten:

  • Geschwisterkinder sollten nicht bei Hausaufgaben oder beim Lernen stören.
  • Auch Sie sollten Ihrem Kind den Freiraum geben, sich auszuprobieren, dennoch für Hilfe jederzeit ansprechbar sein.
  • Achten Sie auf die Tageszeit und finden Sie gemeinsam die beste Lern-Zeit. Manche Kinder machen ihre Hausaufgaben gerne direkt nach der Schule mit Aussicht auf Freizeit und Erholung, andere Kinder brauchen mental und physisch zuerst eine Pause, um sich später erneut konzentrieren zu können. Probieren Sie gemeinsam verschiedene Varianten aus und sprechen Sie darüber, welche dem Kind einfacher fällt.
  • Auch die Lautstärke in der näheren Umgebung sollte beachtet werden. Laute Geräusche, wie Baustellenlärm oder Straßenverkehr kann die Konzentration mindern. Versucht gemeinsam einen ruhigen Ort zum Lernen zu finden oder besonders nachsichtig zu sein, falls es doch länger dauern sollte oder Hilfe benötigt wird.
  • Auch draußen auf dem Balkon, im Garten oder im Park kann gelernt werden. Manchmal bewirkt ein Ortswechsel Wunder. Frische Luft, neue Energie und Bewegung fördern die Konzentration.
  • Generell muss das Lernen nicht nur starr an den kindlichen Schreibtischen stattfinden. Wenn es die Konzentration nicht mindert, kann es auch genauso am Boden arbeiten oder sich in einen Sessel oder auf das Sofa setzten, um einen Text zu lesen. Nicht empfehlenswert ist dagegen das Bett. Psychologisch gesehen soll es einen Ort der Ruhe und Entspannung darstellen. Darauf zu arbeiten, würde dies erschweren und den nächtlichen Schlaf beeinträchtigen.
  • Auch Musik kann für das Lernen förderlich sein. Probieren Sie verschiedene Musikstile aus, die leise im Hintergrund gespielt werden. Achtet dann gemeinsam auf die Konzentration: lenkt die Musik eher ab oder hilft sie beim Lernen?
  • Falls Ihr Kind Schwierigkeiten in einem bestimmten Fach hat, kann es hilfreich sein am gleichen Tag etwas mit ihrem Kind zu lernen, was ihm besonders leichtfällt oder was es gerne macht. Hat Ihr Kind zum Beispiel Probleme in Mathe aber es liest gerne, dann können Sie mit ihrem Kind zusammen den Kompromiss schließen, dass es sich erstmal auf die Matheaufgaben konzentrieren soll. Wenn es die erledigt hat, kann es dann die geliebten Deutschaufgaben machen. Frei nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“.

Die Schulzeit ist für jedes Kind ein neuer, aufregender und langanhaltender Lebensabschnitt. Die Kinder lernen mit der Zeit, was es genau bedeutet, ein Schulkind zu sein, welche Aufgaben auf sie zukommen und wie sie ihr Lernen gestalten (müssen). Im besten Fall haben sie ihre Erwachsenen an der Seite, die ihnen die Zeit, den Raum und den Beistand geben, ihren eigenen Lerntypen zu finden. Das braucht mitunter Zeit, aber es lohnt sich, den Kindern unsere Zeit und unsere Unterstützung zu geben. Sie werden auf ihrem langen Schulweg davon profitieren.

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